Wir alle haben Vorurteile, auch wenn wir gerne Gegenteiliges behaupten würden. Ich kenne niemanden, der sich in allen Lebensbereichen frei davon sprechen kann. Als Familienfotografin sind mir im Laufe der Zeit einige begegnet. Meistens auf Gartenpartys. Immer dann, wenn ich mit dem ein oder anderen Gast ins Gespräch darüber komme, was ich beruflich mache. Ich wette mit dir, dass auch du wenigstens einen davon über Familienfotografie hattest oder noch hast.
Vorurteile können positive und negative Einstellungen gegenüber einem Thema oder einer Person sein. „Alle Fotografinnen haben immer eine Kamera dabei.“ „Physiotherapeuten sind immer sportlich.“ „Schrebergärtner sind entweder spießig oder Ökos.“ Aber warum haben wir Vorurteile? Und wieso lohnt es sich Vorurteile zu überprüfen?
Warum haben wir Vorurteile?
Vorurteile sind kein Abbild der Realität, sondern ein Produkt von allem, was wir zu einem Thema mal gehört oder gesehen haben. Manchmal um zehn Ecken von Maria über Tante Anne aus dem Nachbarort. Manchmal in den sozialen Medien oder einem reißerischen Zeitungsartikel. Durch Serien.
Vorurteile, sowohl positive als auch negative, helfen dir unsere vielschichtige Welt zu vereinfachen. So kannst du schnell eine Situation oder Person bewerten und beurteilen, ob du dich dieser aussetzen willst. Zuerst einmal wollen Vorurteile uns helfen und schützen. Vor negativer Erfahrung beispielsweise. Vor einem unangenehmen Termin. Davor, sich affig vorzukommen oder zu blamieren.
Warum sollten wir Vorurteile überprüfen?
Summieren sich kleine Berührungspunkte mit einem Thema, meint man schnell, man wüsste wie der Hase läuft. Ohne jemals selbst die Erfahrung gemacht zu haben. Doch damit nimmst du dir etwas entscheidendes: Du bist ein Individuum. Wir alle machen mit ein und demselben Thema unterschiedliche Erfahrungen. In den allermeisten Fällen wirst du erstaunt sein, welches DEINE Erfahrung sein wird. Meist viel besser und lohnenswerter, als du es jemals gedacht hast. Hinterher wirst du dich in den Hintern beißen, dass du es nicht schon früher angegangen bist. Es gibt ausserdem nichts besseres, als einem Thema, das einem ständig im Kopf herumgeisterte, endlich handfest etwas entgegen setzten zu können.
Du wolltest also schon länger mal ein Fotoshooting für die Familie buchen, du gehst aber schon bei dem Gedanken auf Abwehrhaltung? Ich wette du hattest zumindest schon einen dieser typischen Vorurteile über Familienfotografie:
Das sind die 6 typischsten Vorurteile über Familienfotografie
# 1 „Beim Fotografen muss ich Dauerlächeln“
„Cheese!“ Alle Lachen. Klick. Natürlich- jetzt ist das perfekte Familienfoto im Kasten. Wie auf Knopfdruck sind alle Familienmitglieder fröhlich. Hä? Ne, eben nicht. Jedenfalls nicht meine Familie.
Wuah, ehrlich, mich gruselt das! Mich gruselt daran, dass ein Foto nur schön sein soll, wenn der Blick in die Kamera geht in Verbindung mit einem fröhlichen Lächeln. Als sei ein Foto ohne Lächeln es nicht wert gemacht zu werden. Ich stoße mich an dem „nur lächelnd seid ihr schön“. Schon du als Erwachsener fühlst dich damit unwohl. Fühlt sich irgendwie klemmig an. Erwartungsvoll. Schön für ein Bild aussehen und ja nicht komisch zu gucken. Plötzlich gibt es Raum für Fehler. Was sagt diese Haltung „bitte recht freundlich“ erst deinen Kindern? Ich will dich nur lächelnd auf Fotos sehen? Lächelnd bist du schön? Beim Fotografen muss man sich anpassen und so verhalten, auch wenn einem danach eigentlich gerade nicht ist?
Nicht das Lächeln auf euren Fotos finde ich schön. Es ist das Leben selbst. Dafür brauchst du kein Dauergrinsen ins Gesicht zementiert, als müsstest du es dadurch allen beweisen „ich bin glücklich“. Und für wen lächelst du in dem Moment des Kameraklickens wirklich? Für deine Lieben oder für den Fotografen? Realistisch ist ein Dauergrinsen ausserdem in keiner Weise. Ich jedenfalls lächele nicht mal über 10 Minuten durchgehend. Oft, ja. Aber dauerhaft?! Du etwa? Lass uns die Schönheit auch in anderen Gesten finden. In einem liebevollen halten zum Beispiel.
Versteh mich nicht falsch: Ich finde nichts an einem Foto verwerflich, auf dem alle in die Kamera lächeln. Auch ich habe solche Familienfotos zuhause. Problematisch finde ich es erst, wenn sich ein gesamter Termin darum dreht glücklich auszusehen, auch wenn mir gar nicht nach Lächeln zumute ist.
# 2 „Familienfotos kosten unnötig viel Geld“
Die Frage, die sich bei den Kosten stellt ist: Was ist es mir wert? Was soll das Ergebnis des Endproduktes sein: Möchte ich einfach 5 Fotos, auf denen wir alle abgebildet sind? Oder soll Familienfotografie für mich mehr leisten? Soll sie Erinnerungen schaffen daran, wo und wie wir gemeinsam gelebt haben? Sollen Familienfotos mir zeigen, wie wir ausgesehen haben oder möchte ich etwas darüber hinaus? Möchte ich eines Tages zurückgehen können, dahin wie es sich angefühlt hat, als wir damals zusammen in der Wohnung am Park gelebt haben?
Du gibt jeden Monat Geld aus. Auch für Unnötiges. Wir kaufen Kleidung oder Zeug, das wir ehrlichweise nicht brauchen und das beim nächsten Aussortieren wieder rausfliegt. Wir fahren mindestens einmal, meistens aber öfter, in den Urlaub. Wir kaufen ein neues Smartphone oder fahren Auto, wo es auch das Fahrrad täte. Wir sind manchmal Überversichert: Brille und Handy werden versichert. Aber hast du schon mal daran gedacht deine Erinnerungen abzusichern? Fotos, das haben auch schon Studien gezeigt, prägen unsere Erinnerungen nachhaltig. Dinge, die wir sonst längst vergessen hätten, bleiben durch Fotos präsent.
Was ist es dir wert die Kindheit deiner Kinder zu konservieren? Und zwar mit mehr als durch Studiofotos, bei denen du später zwar 5 Bilder für nur 50 Euro in der Hand hältst, aber sie absolut nichts darüber aussagen, wie ihr gelebt und geliebt hat. Was dein Kind bewegt hat oder was eure immer wiederkehrenden Familienmomente in eurem Alltag waren. Ich sehe unsere Familienfotografin einmal im Jahr. So hält sie für uns regelmäßig fest, was uns in unserem Alltag gerade besonders kostbar ist.
# 3 „Familienfotos bedeuten Stress pur“
Die Kinder sind zwischen total aufgedreht und schüchtern hinter Mama versteckt. Sich eine:n Familienfotograf:in ins Haus zu holen, bedeutet Stress. Hoffentlich kriegt die Tochter nicht ihren nächsten, heftigen Wutanfall. Hoffentlich streiten die Geschwister nicht wieder so heftig, dass die Wände wackeln. Hoffentlich taut der schüchterne Sohn auf. Hoffentlich ändert die Tochter ihre Meinung, sie wollen auf keinen Fall fotografiert werden. Ein Familienfotoshooting kann ein wahres Pulverfass für Konflikte sein, so lange man das Gefühl hat, die Kinder müssen beim Fotoshooting funktionieren.
Als Logopädin habe ich eine pädagogische und psychologische Ausbildung. Als Mama kenne ich all solche Situationen sehr gut. Stress entsteht oft dann, wenn wir in die Zukunft leben und uns Worst Case Szenarios ausmalen, die möglicherweise nie eintreten. Habt vertrauen, dass ich aus Erfahrung als Mama, Logopädin und Fotografin den nötigen Handwerkskoffer habe, um alle schwierigen Situationen mit euch zu meistern. Euer Kind will nicht fotografiert werden? Kein Problem. Dann lege ich die Kamera erst einmal beiseite, spiele, lasse mir das Stickeralbum zeigen oder lege den Fokus auf andere Familienmitglieder. Mir ist vor allem eines wichtig: Wenn ihr alle so sein könnt wie ihr seid, wenn ihr euch frei fühlt, dann kommt eine Leichtigkeit in eurem Termin, der Stress ausgeschlossen macht.
# 4 „Da müssen wir farblich aufeinander abgestimmt gekleidet sein“
Wenn du meinst, die Kleidung müsse besonders stylisch oder farblich aufeinander abgestimmt sein: Nein. Meine Familie und ich laufen jedenfalls selten in farblich aufeinander abgestimmten Pullovern herum. Kommt allerdings tatsächlich manchmal vor. ;D Weiße Oberteile haben sich für viele Familienfotoshootings irgendwie etabliert. Bei Pinterest findet man solche Fotos Zuhauf. Wieso eigentlich?! Jede Mama, jeder Papa weiß doch, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, dass weiße T-Shirts auch weiß bleiben. Definitiv ein Stressfaktor, den ihr abstellen könnt.
Ja, wenn du meinst, die Kleidung muss für DICH stimmen. Tragt bitte, was euch gefällt. Worin ihr euch wohlfühlt. Auch das ist eines Tages eine Erinnerung daran was eure Kinder besonders schick fanden oder worin ihr euch sehr wohlgefühlt habt.
# 5 „Vor der Kamera bin ich fehl am Platz“
Ich kenne dieses Gefühl. Und ich hatte es bisher immer an einem Ort: In einem Fotostudio. Wenn alle Lampen auf einen gerichtet sind und ein anonymer Hintergrund ausgefahren wird. Wenn das Gesicht des Fotografen hinter der Kamera verschwindet und er dieses eine spezielle Lächeln von dir fordert. Ich kam mir selten steifer und ungelenker vor. Selten mehr fehl am Platz. Denn ich bin definitiv keine Person, die gerne ausgeleuchtet und in der Mitte eines Raumes steht, wie auf einem Präsentierteller.
Hat man dann auch noch ein kleines Kind dabei, das am liebsten alle wunderbar spannenden Kabel oder Geräte anfassen und ausprobieren möchte, weiß man: Ich bin in einer Nein-Umgebung. Nein zur Softbox. Nein zum Ständer. Nein zum Kabel. Nein, nicht in die Ecke. Das Gefühl bleibt: Ich möchte jetzt gerne nach Hause.
Bei einer Familienreportage bei euch zu Hause könnt ihr das alles aussparen. Euer Reich, eure Regeln. Ihr bewegt euch frei. Anstatt etwas für den/die Fotograf:in zu tun, wusele ich um euch herum und sortiere mich für euch. Klingt viel angenehmer, oder?
# 6 „Das kann ich auch selbst machen“
Wir haben heute durch Smartphone und Digitalkameras deutlich mehr Möglichkeiten, als noch vor 15 Jahren. Fotos sind schnell gemacht und sehen auch ganz gut aus. Wieso überhaupt noch zum Fotografen?
Das Ding ist, wir können zwar wunderbar Fotos zur Erinnerung aus unserem Alltag machen. Vielleicht finden wir auch die Qualität okay. Aber irgendwas fehlt… Manchmal fehlt das Gefühl, das wir im Bild konservieren wollten und das wir beim Auslösen noch hatten. Das kann daran liegen, dass im Bild laufende Linien unser Aug irritieren. Irgendetwas unharmonisch wirkt, vielleicht ein schiefer Horizont? Kompositionsfehler, die ein:e Fotograf:in durch Ausbildung oder Übung vermeidet.
Manchmal ist auch der Moment vorüber, den wir festhalten wollten, sobald du plötzlich die Kamera auf dein Kind richtest. Während bei einem Fototermin die Kamera zum normalen Teil der Aktion wird und per se die ganze Zeit mit dabei ist.
Mein Lieblingsgrund, warum wir unbedingt einen professionelle Fotografi:in buchen sollten: Ihr seid alle mit auf den Fotos. Es gibt eine Verbindung zwischen dir und deinem Kind, die es unbedingt wert ist sie mit Fotos festzuhalten. Anstatt nur ein Foto davon zu haben, wie dein Kind Waffeln backt, bist auch du mit drauf, wie du dein Kind dabei unterstützt. Das schafft wahre Erinnerungen für dich und für dein Kind.
Es lohnt sich Vorurteile im Hinblick auf die Familienfotografie zu überprüfen
Vorurteile beeinflussen, wie wir uns verhalten. Es ist schwer sie loszuwerden, denn ein Vorurteil ist immer ein Widerstand, den wir überwinden dürfen. Das geht nicht ohne Energieaufwand. Weil der Mensch dazu neigt Energie einzusparen, ist unsere Intention erstmal Vorurteile beizubehalten. Immerhin wollen sie uns vor einer negativen Erfahrung schützen und Schutz fühlt sich natürlich prima an. In der allermeisten Fällen ist es aber gut Vorurteile zu überprüfen. Vor allem dann, wenn sie dir im Weg stehen. Wenn du eigentlich oft mit der Familienfotografie liebäugelst, weil du im Grunde weißt, dass sie dein Familienalbum bereichert, hast du heute mit dem Lesen dieses Artikels schon den ersten Schritt getan.
Welche der Vorurteile halten dich davon ab, ein Familienfotoshooting zu machen? Berichte es gerne in den Kommentaren. Oder schreib mich konkret mit deinen Befürchtungen über mein Kontaktformular an. Ich berate dich gerne und du kannst herausfinden, ob ich dir mit deinem Wunsch nach schönen Familienfotos helfen kann. Als Ergebnis erhältst du individuelle und natürliche Familienfotos auf denen sich die ganze Familie wohlgefühlt hat.